11 - Neue Mitte Grenzach

Lebendiges Ortszentrum an der Hochrheinstrecke
Ein neues urbanes, lebendiges und funktional durchmischtes Zentrum für die Gemeinde Grenzach- Wyhlen (DE) – das ist das Ziel des IBA Projekts Neue Mitte Grenzach. Die Quartiersentwicklung verbindet den historischen Ortskern mit dem Pharmaindustrie-Cluster am Bahnhof und dem Rheinabschnitt im Süden der Stadt. Gleichzeitig zeichnet sich das IBA Projekt durch eine vorbildliche Bürgerbeteiligung aus.

Durch ein Industrieareal vom Rhein getrennt und von einer Bundesstrasse zerschnitten, fehlte den Bürger*innen des Ortsteils Grenzach eine Ortsmitte. Eine von der Gemeinde im Rahmen der IBA Basel durchgeführte Bürgerbeteiligung offenbarte diese Leerstelle im Ortskern. Ergänzend hierzu bescheinigte die parallel durchgeführte Studie «Siedlungspotenziale entlang der Hochrheinstrecke» ein Verdichtungspotenzial um den Bahnhof Grenzach. Aufgrund dieser Erkenntnisse stellte sich die Gemeinde Grenzach-Wyhlen die Frage, wie sie mit den städtebaulichen Herausforderungen vor Ort umgehen möchte. In der Kontextualisierung beider Themen und der Ermittlung des städtebaulichen Potenzials erschloss sich der pragmatische Lösungsansatz: einerseits die Schaffung eines Ortszentrums, andererseits die Nachverdichtung um den Bahnhof Grenzach. Aus diesem Grund erwarb die Gemeinde 2013 ein drei Hektar grosses Grundstück an der Bahntrasse, welches ihr ermöglichte, eine Brücke vom nördlichen Ortsteil über die Bundesstrasse hinweg zum Rhein zu schlagen. Ein erster Schritt in Richtung «Neue Mitte» war gemacht. Das Projekt stiess bei den Grenzacher*innen auf grosse Zustimmung, und die Resonanz auf das von der Gemeinde initiierte Beteiligungsverfahren, das auch vom Land Baden-Württemberg (DE) prämiert wurde, war überwältigend.

In einem zweiten Schritt wurde ein städtebaulicher Wettbewerb ausgelobt auf Basis der Bürgerbefragung in 2016. Dieser hatte die künftige Entwicklung des Areals zwischen Rhein, dem Bahnhof und dem alten Dorfkern zum Ziel. Die Arbeitsgemeinschaft Weyell Zipse & Hörner Architekten, Salewski & Kretz Architekten, Atelier Loidl ging als Sieger dieses Wettbewerbs hervor. Die Potenziale des naheliegenden Bahnhofs webten die Planer*innen folgerichtig mit in ihre Entwürfe ein. Mit Geschäften, Wohnhäusern sowie attraktiven öffentlichen Flächen und Einrichtungen soll eine neue Ortsmitte entstehen. Gleichzeitig ist der Bahnhof aber auch Teil der Projektgruppe «IBA Aktive Bahnhöfe» und wurde durch die Aktivitäten der Gruppe – unter anderem durch die Installation einer neuen Informationssignaletik – gestärkt und besser mit den Quartieren verknüpft. Die beispielhafte Vorgehensweise mit Einbeziehung der Grenzacher Bürger*innen, einer konstanten Qualitätssicherung durch einen städtebaulichen Ideenwettbewerb, einen Rahmen- und einen Bebauungsplan können als Best-Practice-Beispiel für eine Gemeinde dieser Grösse für die periurbane Raumplanung dienen.

Dieser Artikel ist ein Auszug aus der IBA Fachpublikation «Gemeinsam Grenzen überschreiten».